15.11.10 unfact / noveller / aidan baker christuskirche bochum

n_konzert_baker_noveller_unfact_2eigentlich ja kaum zu glauben: da habe ich zwar schon immerhin einmal nadja live sehen können, aidan baker bisher aber nicht. das von dem heimischen (und für alle freundinnen und freunde von ambient, drone, doom, postrock bis sludge SEHR empfohlenen) webblog THEPOSTROCK veranstaltete konzert in der christuskirche kam da natürlich gerade recht.

 

passend zu der neuen split 12“ von unFact (aka. david wm. sims von the jesus lizard) und noveller (aka sarah lipstate, die ja auch vor gar nicht so langer zeit bereits eine split 12“ mit aidan baker veröffentlicht hat) und den diversen neuigkeiten von aidan baker (wiederveröffentlichungen von „broken & remade“ auf vinyl und „green & cold“ auf CD in der black series von beta-lactam ring records; “the shape of snakes” als buch/7“ veröffentlichung auf broken spine und und und; dazu später an anderer stelle mehr…). grund genug also für einen besuch und die lokation enttäuschte nicht: die christuskirche ist so eine art berliner gedächtniskirche in kleiner und in bochum; turm alt, kirchenschiff später wiederaufgebaut, der raum bzw. das dach gefaltet und (deswegen?) mit toller akustik gesegnet. die optische begrüssung, neben dem gutgefüllten merchandising stand, die rot beleuchtete wand mit ihren drei kreuzen und davor, neben einem einsamen verstärker, den alle drei nutzen würden die erwarteten berge von bodeneffekten; erstaunlicherweise der von aidan baker am kleinsten und kompaktesten…

unFact machte den anfang mit einem set kürzerer stücke zwischen atmosphärenaufbau, jazzartigen sprengseln und je einer prise noise und math- bis postrock. und vielleicht lag in dieser vielgestaltigkeit der ansatz von manko: gerade das gegen ende gespielte, fast gänzlich auf effekteinsatz verzichtende, durchgehend warmklingende, postrockige stück und der abschluss mit einem der mahlstromartig shoegazernden stücke der aktuellen split LP „bleached valentine“ konnten überzeugen, die teilweise für mich etwas konstruiert klingenden stücke davor nicht so ganz. david wm. simes wirkte auch ein wenig angespannt; maybe weil er unFact meines wissens nach auch noch nicht so lange betreibt…

n_konzert_baker_noveller_unfact_1noveller im direkten anschluss optisch und musikalisch ein erheblicher kontrast, vor allem auch, weil sarah lipstate so gar nicht dem tendenziellen klischeebild der experimentalmusikerin entspricht, sondern eher in richtung jessica bailiff leitbild tendiert… (diese information ist zugegebenermaßen komplett unwichtiger quatsch; ich gebe hier mal nur weiter, was von frauenseite im publikum zu hören war… …das zu meiner entschuldigung). und natürlich der wechsel zur gitarre und ein set, dessen erste stücke mit einer schichtung konkreterer gitarrentöne und atmosphärischer layer zwar ein hohes maß an eigenständigkeit und atmosphärischer kraft besaßen, die aber (zumindest aus meiner sicht) auch ein wenig der „zu viele ereignisse pro minute“ falle zum opfer fielen. kein zufall, dass das vorletzte, zwar auch vielgestaltige, aber im vergleich extrem lange stück und auch der auf einer verzerrerwolke reitende, homogene abschlusstrack am meisten packen konnten. sehr schick auch der rock ‚n’ rollige abschluss mit „headstock auf den boden feedback aufbau“…

n_konzert_baker_noveller_unfact_3aidan baker, sitzend und die bodeneffekte teilweise mit den zehen bedienend, baute dagegen ausschließlich auf die kraft eines zusammenhängenden stücks, mit einem fast leisen beginn und dem vorsichtigen einbau von zwischentönen und geräuschen (schweizer messer zwischen die saiten, z.b.) in die vibrierende dronewolke und dem stetigen erweitern und wachsen (auch in der lautstärke) zu einem den gesamten raum der christuskirche einnehmenden track, der im höreindruck das reine gitarrendrone schon fast verlies und, verursacht durch die auch auf der gitarre erzeugten und durch die effektkette bearbeiteten geräusche, stellenweise so etwas wie tief eingebettete hörspielfetzen vermuten lies. einer der höhepunkte, visuell und musikalisch, dann der ausgedehnte einsatz eines geigenbogens im schlussteil (eine variante, die auch von noveller schon kurz gezeigt wurde, neben der „plastikfolie auf die saiten hallwolke“…) und der daraus entstehende neuaufbau des zu diesem zeitpunkt fast schon wie beendet wirkenden stücks.

n_konzert_baker_noveller_unfact_4sehr schönes konzert und zum glück auch eine durchaus anerkennenswerte anzahl von besuchern…

schöne grüße

N

ps: + beste grüße an thepostrock

 

http://www.thepostrock.de

http://www.davidwmsims.com/

http://www.sarahlipstate.com/

http://www.aidanbaker.org