Im Internet drauf gestoßen und in Hannover live gesehen.
Debüt-CD erstanden und für sehr hörgeeignet befunden. Sie rücken von
Berlin aus immer näher an den Ruhrpott und im Rahmen des Metro-Open Air
in Münster bekam Unruhr 5Bugs zum Interview vor den MP3-Rekorder. Eine Gesprächsrunde
mit Sänger Chris, Bassist Daniel und Gitarrero Flooorian (oder auch
Flo) über Möglichkeiten, Millionen zu verprassen, Rockstars zu treffen,
welche Farben Lieder haben und darüber dass Rockmusik in Deutschland
viel zu wenig gefördert wird.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Flo: Beim Schwulenchat?
Daniel: Ich war noch nicht da, ich kann das nicht erzählen...
Flo: Ist eigentlich so ne standardmäßig unspektakuläre Geschichte: ein
paar Leute wollten eine Band gründen und haben dann nach
Gleichgesinnten gesucht, die eine ähnliche musikalische Ausrichtung
bevorzugen.
Welche meinst du?
Flo: Wir haben früher alle so amerikanische Musik – amerikanischen Punkrock, oder heute würde ich es vielleicht eher als ”post Punk“ bezeichnen oder irgendwie so was in der Art – gehört. Wir haben uns einfach gesucht und gefunden.
Wie lange gibt’s euch jetzt als 5Bugs und wo kommt der Name her?
Daniel: Seit 2001.
Chris: Eigentlich waren wir krasse Computerfreaks. Dann sind uns die
Bugs von Windows zu Kopf gestiegen, da haben wir uns 5Bugs genannt.
Flo: So sieht’s aus, wir sind die Linux-Gang sozusagen.
Was ist Interessantes in der letzten Zeit bei euch passiert?
Daniel: Im letzten Jahr ist nicht so viel passiert, außer dass wir
halt ne neue CD aufgenommen haben. Die haben wir im Dezember angefangen
aufzunehmen und die werden wir jetzt im November rausbringen.
Flo: Außerdem haben wir halt unsere Platten-Millionen von der ersten
Platte für Schnaps und Nutten ausgegeben, den Rest ham wa verprasst!
Chris: Ja, rumjehurt!
Sex Drugs and Rock ‘n’ Roll ?!
Chris: Und Drugs ! Und Rock ‘n’ Roll !
Flo: Der Rest wird verprasst.
Chris: Für Waffen und Nutten !
Ihr wart ja dieses Jahr auch bei Rock am Ring?
Chris: Das war jetzt unser, sag ich mal, Karriere-Hoch. Ich hoffe nächstes Jahr wieder.
Daniel: Auf jeden Fall in unserer Bio.
Chris: Hatten unser eigenes Stammklo, auf dem V.I.P.-Zeltplatz mitten auf der Rennbahn und waren am nächsten zum Bierzelt.
Flo: Das war glaube ich in der Nordkurve hinter den Bühnen, also Backstage.
Welche Größen habt ihr da so getroffen?
Chris: Ich hab mit denen von In Flames gelabert. Echt coole Typen. Tom DeLonge, Ex-Blink aka Angels and Airwaves und – wen ham wa noch getroffen? – ja genau, die Jungs von Atreju. Die waren voll lustig drauf. Flo: Samy hat versucht ihm sein Schlagzeug abzuquatschen. Chris: Der hatte irgendwie drei oder vier Bass-Drums und Samy fand dit so geil, dass er unbedingt darauf spielen wollte.
Die Ankunft der Headliner-Band draußen zieht kurzzeitig die Aufmerksamkeit auf sich und wird von den Bugs kommentiert.
Flo: Boah, die ham ja ein Todesschiff, ey ! (Gelächter)
Wie seid ihr denn angereist?
Chris: Mit PKW. Wir hatten zwei Autos heute, n Golf und n Galaxy.
Daniel: Die Autofrage ist bei uns n bisschen schwierig, weil wir keinen
eigenen Van haben. Daher muss man jedes Mal improvisieren oder Papi
fragen.
Gibt’s da Kooperation zwischen den Bands was das Set angeht?
Chris: Meistens ist es so, dass wir uns gegenseitig helfen, die Bands untereinander, sodass wir nicht immer alles anschleppen müssen, aber eigentlich müssen wir schon ziemlich viel immer mitnehmen, weil wir unseren eigenen Sound fahren wollen vor Ort.
Was gibt’s zu den CDs zu sagen?
Chris: Wir haben dieses Jahr nen neuen Plattendeal unterschrieben. Der ist n guter Freund von uns und der hat mal beim Bier mit uns darüber gequatscht, wie das den aussehen würde, wenn wir seine „Group“ joinen würden.
Und da kriegt ihr jetzt Unterstützung?
Chris: Ja, eigentlich schon. Der hilft uns mit Vermarktung und Promotion, und Booking macht er auch noch. Halt wat so’n Label allet macht.
Wie würdet ihr die Thematik von der älteren CD „To no one else except you“ beschreiben?
Flo: Textlich? Wenn man so in Farben denkt...
Chris: Ich würde mal sagen rot. So’n bisschen rosa angehaucht. Ich
hatte so ne grüne Phase und dann wurde die so’n bisschen gelblich. Da
dachte ich mir, gelb gefällt mir überhaupt nicht, ey, mach ich lieber
rot. Und dann wurde es bordeauxrot, so’n bisschen blutrot und dann
schwarz.
Und wie wird die neue CD?
Alle durcheinander: Blau – Olivgrün – Pastellfarben – Braun-gescheckt...
Flo: Die neue CD ist eher schon mehr Rock ’n’ Roll und n bisschen mehr
Pop vielleicht. Und Thematik – wir machen keine Themenalben. Wir machen
elf Songs, die haben alle ne unterschiedlich Aussage, stehn jetzt nicht
in direktem Zusammenhang miteinander, deswegen kann man das
übergeordnete Thema schwer sagen, halt Sachen, die passieren, die einen
nerven, die man sieht.
Schreibt ihr denn alle an den Songs? Wie entsteht ein 5Bugs-Song?
Flo: Musik mach ich ne Menge, die anderen auch, und Texte macht eigentlich nur Chris.
Chris: Der neue, der Snöt, der macht auch mal bisschen was. Ist n guter
Songwriter, ham wa uns nen guten Mann ins Boot geholt. Das kommt immer
tröpfelweise zusammen, manchmal hat man nen guten Part, was womit man
was anfangen kann. Meistens ist es doch so, das wir volle Songs
anbringen und dann daran arbeiten zusammen und dann kommt der Text
nachträglich dazu und die Melodie. Eigentlich soll’s ja immer andersrum
sein: Text haben, dann ne Melodie und darauf dann den Song schreiben.
Das ist ja so die Richtlinie, aber ich hab noch nicht einen Song so
gemacht.
Sagt wer?
Flo: Wenn man Filmmusik macht oder klassische Musik, die ham n Thema
und dann probieren sie halt, das Thema musikalisch auszudrücken. Det
hier is Rock ’n’ Roll und wir machen det nich so.
Chris: Wir machen det voll durch die Mitte! Von hinten ins linke Auge!
Also eher Rock ’n’ Roll als Pop Punk?
Daniel: Wir ham uns nie irgendwie genannt. Das ist immer das
Problem, wenn jemand fragt: Was machst du für Musik? Uns ist das
eigentlich egal wie man das nennt.
Flo: Die Einflüsse sind viele, also aus dem klassischen Punkrock bis
hin zu modernerem Punkrock, halt meistens amerikanisch angehaucht, halt
aber auch aus dem Metal, wir ham auch alle unsere harten Zeiten hinter
uns.
Chris: Und auch aus dem Pop. Wir machen einfach Mucke.
Was ist mit dem “hidden track“ auf dem Album? Der ist anders, härter.
Flo: Wir ham den als “hidden track“ gemacht, weil er nicht so richtig auf die CD gepasst hat, aber wir ihn trotzdem sehr gerne mochten.
Geht das neue Album in diese Richtung?
Daniel: Das neue Album ist etwas melancholischer geworden, dramatischer, nicht mehr so fröhlich.
Chris: Aber auch härter.
Flo: Wir haben natürlich auch noch lustige Lieder drinne, aber die meisten haben schon so’n bisschen melancholischen Einschlag.
Chris: Tiefgang.
Eine Weiterentwicklung? Komplexer?
Flo: Manchmal ist die Weiterentwicklung auch – also es ist nicht immer komplexer werden sozusagen. Manchmal wird man auch einfacher und das ist die Weiterentwicklung. Wenn man anfängt Musik zu machen und sein Instrument halbwegs gut beherrscht, dann möchte man alles was man kann in seine Songs packen. Wenn man dann n bisschen älter wird, merkt man, dass das dem Song unter anderem gar nicht dienlich ist. Deswegen werden die meisten Bands im Alter auch immer softer. Es gibt wenig Bands, die mit jeder Platte härter werden.
Wie kommen live Shows aus eurer Perspektive rüber?
Flo: Da ham wir auch n bisschen Entwicklung durchgemacht und es ist
mittlerweile sehr wichtig, dass wir gut spielen live. Es gibt viele
Bands, denen das nicht so wichtig ist. Rumhüpfen ist denen wichtiger.
Wir probieren natürlich auch, n bisschen rumzuhüpfen, aber in erster
Linie erst mal sauber spielen und wir wollen den Leuten den Sound wie
auf der CD bieten. Das ist unser Anspruch. Das ist natürlich nicht
immer möglich, aber wir probieren das. Dass das mit dem Instrumentalen
stimmt und dem mitunter dreistimmigen Gesang, dass der sauber kommt und
so was.
Chris: Von vorneherein ist Mucke auf der Bühne spielen immer geil. Ist der Hammer! Da geht einer ab.
Wie kann man das vereinbaren, so viel zu herumzureisen? Ist die Band Nr. 1 im Leben?
Chris: Auf jeden Fall.
Daniel: Spaß auf jeden Fall an erster Stelle.
Flo: Die Freundinnen die sind nach der Band dazu gekommen, für die war das normal, dass man am Wochenende mal nicht da ist.
Daniel: Es lässt sich alles vereinbaren. Wenn man so was will, dann kann man das auch.
Flo: Im nächsten Jahr können wir schon ein oder zwei Dipl.s vor unseren
Namen schreiben. Diplom-5Bugs! Der von Bad Religion hat nebenbei auch
seinen Professor-Titel gemacht. Geht auch.
Daniel: Und die waren noch n bisschen öfter unterwegs.
Welche Ziele verfolgt ihr?
Flo: Wir wollen ne professionelle Band werden. Wir wollen natürlich, dass sich das alles finanziert, weil es so ist es, dass wir dafür bezahlen müssen, dass wir auf Tour sind. Dass wir sogar wenn wir mal n paar Hunderter Gage kriegen, trotzdem am Ende drauf bezahlen, was in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand steht. Natürlich träumt jeder Musiker davon, irgendwann mal davon leben zu können. Ist halt ne harte Kiste. Fieses Business.
Habt ihr einen Leitspruch?
Chris: Hey ho, 5Bugs! (Gelächter) Wir ham viele Insider.
Ihr versteht euch gut?
Chris: Ist halt wie ne Beziehung nach fünf Jahren. Das hat Höhen und Tiefen.
Daniel: Das ist nicht nur während ner Band so, sondern auch wenn man
sich trennt von ner Band. Wenn man aus ner Band aussteigt, das ist so
hart, wie mit jemandem Schluss zu machen.
Was bedeuten euch die Fans?
Chris: Wat? Was läuft mit den Fans?! Da läuft gar nix!
Flo: Wir freuen uns immer wenn da Leute sind, die unsere Musik genauso
mögen wie wir selber. Ist schön wenn man sieht, dass die Bemühungen die
man macht auf fruchtbaren Boden stoßen und es auch Leute berührt, was
man da treibt.
Chris: Deswegen macht’s uns auch nichts aus vor 15 Leuten zu spielen.
Wenn da richtig Party ist, ist das einer unserer besten Gigs. Natürlich
hier ganz liebe Grüße an all unsere Fans!
Daniel: Und die die’s noch werden wollen.
Wenn ihr an die Regierung kämt. Welches Gesetz würdet ihr erlassen?
Einstimmig: Hip Hop verbieten!
Chris: Ne, ne, freie Musik! Das muss dann sein. Ich würd Gitarrenunterricht in der Schule einführen.
Flo: Ich denke dass es in Europa, z.B. in Skandinavien Beispiele gibt,
dass Musiker Unterstützung vom Staat bekommen und deswegen auch n ganz
anderes Level erreichen können. Wenn man nach Dänemark guckt oder nach
Schweden, da entwickeln sich Bands, die es in der Qualität in
Deutschland einfach nicht gibt, weil die Leute es sich nicht leisten
können. In DK kann man Musiker-Bafög beantragen, da gibt’s
Musiker-Organisationen, die einem die Hälfte des ganzen Budgets zur
Verfügung stellen, welches man benötigt – egal in welcher Höhe. Das ist
der Grund warum von da so viele gute Leute kommen im Vergleich zu
Deutschland. DK und Schweden die ham zusammen wahrscheinlich weniger
Einwohner als der Ruhrpott und trotzdem kommen von da Bands, die in
ihrem Genre weltweit den Takt angeben. Man kann sich hier nicht voll
drauf konzentrieren, sondern denkt immer noch: Ich muss hier meinen Job
machen, meine Zukunft soll gesichert sein. In den Ländern kann man die
Zeit überbrücken. Das wär ne gute Sache: allgemein Kulturförderung, was
in Deutschland immer mehr abgebaut wird.
Chris: Ja, mehr Support. Und auch die Szene, was im Radio so läuft n bisschen abkappen und MTV – mehr Rock! Headbanger’s Ball!
Famous last words?
Chris: Ich muss weg!
Daniel: www.5bugs.com
Chris: 3. November: ab in die Läden – kaufen, kaufen, kaufen!
Daniel: Warenausgang.
CD-Review der aktuellen CD "Tomorrow I'll play god"
Tourdaten (genaueres auf deren HP):
24.10.06 Zittau
27.10.06 Hof
03.11.06 Göttingen
04.11.06 Hannover
10.11.06 Hattingen
11.11.06 Hamburg
12.11.06 Kiel
13.11.06 Bremen
14.11.06 Köln