Die „Jägermeister Rock:Liga“ ist mittlerweile schon legendär - auch dafür, interessante Line Ups auf die Bühne zu bringen. In Runde 2 der Tour 2009/10 - die zugegebenerweise schon etwas zurückliegt, aber dennoch im Hinblick auf das Finale in der nächsten Woche noch einen aktuellen Anspruch hat - trafen drei sehr unterschiedliche Bands aus drei verschiedenen Ländern und Kontinenten (die Briten sehen sich ja gerne als vollkommen autarke Insel) aufeinander, die diesen Durchgang zu dem wohl spannendsten hat werden lassen. Ein kleines Quiz, dass wir mit allen drei Bands gemacht haben, sollte zeigen, wer die jeweils anderen Konkurrenten am besten kennt und so der wahre Sieger des Rock ist.
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Die drei Franzosen Quentin Delafon, Michael Szpiner und Dorian Dumont sind The Teenagers. Auf ihrer Homepage behaupten sie: „We make sleazy French Pop.“ Überprüft man ihre Texte auf den Wahrheitsgehalt dieser Aussage, wird man ihn sogleich einräumen. Für Liedzeilen wie „I fucked my American cunt“ oder „This fucking bitch deserves to die“ ist „sleazy“ fast etwas zu gelinde ausgedrückt. „Explicit“ trifft es da schon besser.
Dieses Trademark und der Spoken-Word-Stil, der den Teenagers ureigen ist, erinnern weniger an French Pop als vielmehr an Hip-Hop. „Das ist, weil wir aus der Hood kommen, aus den Vororten,” behauptet Sänger Quentin Delafon, während ein verschmitztes Lächeln seine Mundwinkel umspielt. Die harte Pariser Hood scheint letztendlich aber doch nichts mit der stilistischen Ausrichtung ihrer Musik zu tun zu haben: “In Frankreich gibt es eine große Hip-Hop-Kultur, aber sie hat uns nicht sehr beeinflusst. Wir sprechen viel in unseren Liedern, weil wir uns bezüglich des Gesangs nicht so sicher waren. Also haben wir uns dieser Option zugewandt und wurden kreativ.”
Kreativ werden die Teenagers auch, wenn sie ihre Musik beschreiben sollen: “Sie ist frisch und cool. Wenn sie Essen wäre, dann etwas Süßes wie ein Lolli oder süßer Champagner.” Damit kann man sich ganz schnell den Magen verderben. Nach Ansicht vieler Kritiker verhält es sich mit dem musikalischen Output der Band nicht anders. Als “Treppenwitz der Musikgeschichte” verschrien, zeigten unsere linksrheinischen Nachbarn zumindest in Dortmund, dass sie gerade auf der obersten Stufe stehen und verließen die Bühne als Tagessieger.
Für die Briten von Official Secrets Act verlief nicht nur dieser Abend suboptimal, sondern scheint die gesamte Tour eher eine Strapaze als ein Funride zu sein. „Jeden Abend prügeln wir uns hinter der Bühne mit Hot Hot Heat und den Teenagers . Hier drunter habe ich zwei blaue Augen”, beschwert sich Sänger Tom Burke über die Kollegen aus Kanada und Frankreich und zeigt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seine Sonnenbrille. “Solche Leute sollten nicht außer Landes gelassen werden! Ich kann nicht glauben, dass es solche Menschen überhaupt gibt!”, stimmen die anderen Bandmitglieder unisono in den Klagegesang ein.
Sowieso scheint bei OSA dies der Tag des Lamentierens zu sein. Von einem Brainstorming zu ihrem neuen Album, das in aller Abgeschiedenheit an der walisischen Küste stattfand, seien sie laut Drummer Alexander MacKenzie als “gebrochene, junge Männer” zurückgekommen. Schuld daran: die trinkfesten Waliser! Doch trotz fataler Hangover hat der Thinktank inspirativ gefruchtet: “Wir haben viele Lieder über Piraten und Meerjungfrauen geschrieben.”
Spätestens hier wird offensichtlich, dass die Jungs von der Insel nicht alles wortwörtlich so meinen wie sie es sagen. In Wahrheit hat sich nämlich auch zwischen ihnen und ihren kanadischen Kollegen von Hot Hot Heat eine richtige Tourfreundschaft entwickelt, was sich besonders am nächsten Abend in Dresden zeigte, als sie einfach ihre Bassisten austauschten. Tagessieger: die Musik.
Die alten Hasen in Runde 2 der Rock Liga waren definitiv Hot Hot Heat aus Kanada. Mit dem bereits vierten Album in der Mache haben sie ihren jungen Kollegen einiges an Erfahrung im Musikbusiness voraus. Und wohl nicht nur in diesem Bereich. “Ich denke, wir alle hatten schon mal unsere Erfahrungen mit LSD”, gibt Parker Bossley - seit zwei Jahren der neue Bassist von HHH - zu. Grund für diese Offenheit in Bezug auf bewusstseinserweiternde Drogen war die durch den neuen Song “JFKs LSD” inspirierte Frage nach dem Einfluss von synthetischen Muntermachern bei der Entstehung des neuen Albums, das nach Aussage der Band im Juni erscheinen wird.
Obwohl Sänger Steve Bays die Beobachtung, die von der Band auf ihrer MySpace-Seite im Vorfeld veröffentlichten Songs klängen, als seien sie tatsächlich einem oder mehreren gleichgeschalteten drogenumnebelten Hirnen entsprungen, als Kompliment auffasst, wiegelt er ab: “Wir nehmen keine Drogen, wir trinken nur viel.” Na, dann war die Rockliga ja genau das richtige Umfeld für sie. Kein Wunder also, dass sie als Gesamtsieger vom Platz gingen und am 29. Mai in Berlin am Finale teilnehmen.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Schröder + Schömbs PR GmbH