Musik ist auch für Frauen da!

In einer neblig, nieseligen, kalten Nacht den Weg durch die graue Dortmunder Nordstadt Richtung Bahnhof suchen, heißt gewöhnlich, eines der langweiligen, unruhr-Redaktionstreffen hinter sich gebracht zu haben. Man kippt sich ein ums andere Bier in die Krone, ermüdet die Kollegen mit gehaltlosen Schwafeleien über eine unwichtige Band der Stunde und wünscht sich doch nichts mehr, als weibliche Redaktionskollegen zu herzen....zu haben.

Die gibt es nämlich nicht, so dass ich mich frage: Gibt es überhaupt Frauen, die Musik hören? Ich meine, Musik hören, wennduverstehstwasichmeine. Hat schon mal jemand eine Frau ein CD-Booklet lesen und sich dann auch noch mit einer Anderen darüber unterhalten sehen und zu Musik eine ausführlichere Meinung als „find’ ich gut“ oder „find’ ich nicht gut“ äußern hören? Beispielsweise „die Gitarrenarbeit erinnert mich an die blue-in-the-face-Phase“ oder so. Ich nicht. Und jetzt komme mir nicht einer mit „...ich hatte aber mal eine Freundin babababa...“. Das echte Hören von Musik und die dazugehörige Erörterung selbiger scheint reines Mannsgebiet zu sein. Und tatsächlich sind die Redaktionsgespräche verdächtig ähnlich einer Diskussion der argentinischen Taktik vor dem deutschen Ausgleich im Endspiel von 1986.

Woran mag das liegen, wollte ich kurz vor dem Bahnhof wissen und beschloss, Fachliteratur zu studieren. Die Brigitte, das Magazin für Frauen, schien mir geeignetes Studienobjekt. Hat sie doch in ihrem Kultur-Magazin eine Rubrik mit dem vielsprechenden Titel Musik. Als hätte ich es nicht gewusst, verfasst Stephan (sic!) Bartels die entsprechenden Texte. Ich habe im ersten Anlauf also die Wurzel allen Übels offenbart. Zudem speist Herr Bartels unsere Frauen mit Seichtigkeiten unglaublichen Ausmaßes ab. Werden sie im übrigen Heft auf Sex an ungewöhnlichen Orten, Urlaub in Nordwesthonduras und Zitronengrastarteletts vorbereitet, müssen die Leserinnen im Musikteil mit Statements folgender Art ringen: „Mit Pop-Musik ist das so eine Sache: Wird sie zu abgefahren, geht sie einem auf die Nerven,[...]“. Dann deklamiert der Autor „eine Mischung aus Acid-Jazz, Pop und Drum and Base“. Trommel und Basis, aha. Berichterstattung dieser Art ist nur zu vergleichen mit einem Kommentar über das letzte Spiel von Real Madrid, der nur erwähnt, dass David Beckham Hosen in Größe M mit seidenem Innenslip trägt.

Herr Bartels hat sich im Übrigen auch mit Adam Green beschäftigt und kam gar nicht damit klar. „Seine Texte pendeln zwischen sinnfrei und Hofnarretei“ und „widerspenstiger, verblüffender Folkpop“ hinderten ihn als Experten nicht dran, Green pflichtschuldig seinen Leserinnen ans Herz zu legen. Bei dieser Schule wird das jedenfalls nichts mit Frauen für die unruhr-Redaktion, meine Herren. Wenn im hinteren Teil beim Brigitte-Thema gefragt wird: Mein Kind kifft. Was tun?, möchte man den Frauen zurufen: Macht mit, aber glaubt bloß Herrn Bartels nicht!

Das es auch anders geht, beweist Brigitte im Netz. Hier berichtet Simone Rafael pointiert über Neues auf dem Plattenmarkt, jenseits bartelscher Plattitüden. Na, Simone, wie wär’s denn mit uns? Geile Kerle bei unruhr, und Ahnung haben wir...aber hallo!

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