Als Kind bekamen wir alle die kapitalistische Grundausbildung für den gewieften Sozialstaatsbewohner. Wie? Durch Würfeln und den Besitz der Schlossallee. Richtig, wir spielten Monopoly und scheffelten Spielgeld. Genutzt hat es nicht viel, denn sonst wäre Deutschland jetzt nicht da, wo es ist: Irgendwo zwischen Dick- und Dünndarm, Hartz IV und Hartz vor Gericht, auf dem direkten Weg zum Abgang. Und unsere Top-Manager haben ihre Würfelkunst, ihren herausragenden Gemeinsinn, ihre Menschlichkeit, ihre Verzichtbereitschaft, ja, ihren Opfersinn schließlich auch nicht hierzulande gelernt, sondern im kapitalistischen Ausland. So konnte es nicht weitergehen. Deshalb soll es jetzt endlich den deutschen Sonderweg geben. Und der heißt: Schluss mit Schlossallee!
Für das neue "Monopoly"-Spiel werden Straßen und Wahrzeichen aus deutschen Städten gesucht, die die altgedienten Straßen auf dem Spielbrett ersetzen. In einer Internetabstimmung unter www.monopoly.de stehen 38 Städte zu Wahl, 22 sollen es auf den Spielplan schaffen. Als Monopolytur für die gemütliche Heimatökonomie.
Für das Ruhrgebiet gehen Dortmund und Essen ins Rennen. Dortmund wirbt sogar auf seiner Homepage um Stimmen für die Wahl. Im Angebot sind hier Alter Markt und Reinoldikirche, das Alte Stadthaus, Schloss Bodelschwingh und der Signal-Iduna-Park. Bald werden wir also beim Monopoly den Signal-Iduna-Park kaufen können, vermutlich als Ersatz für die Badstraße. Es werden sich sicher genügend Kahn-Bananenbewerfer finden, die sich seelisch daran aufrichten, demnächst beim Würfeln auf das eigene Stadion zu treffen. Ähnlich gewieft hat es der BVB schließlich zu dem gebracht, was er heute ist: verschuldet und nicht mehr Herr über das eigene Haus. So funktioniert Kapitalismus.
Für Essen stehen das Aalto-Theater, die Zeche Zollverein, die Alte Synagoge und die Villa Hügel zur Auswahl. Gegenüber dem Signal-Iduna-Park haben diese Ruinen natürlich keine Chance - die Lobby fehlt. Es ist eben wie im richtigen Leben.
Die Wahl läuft noch bis zum 1. April. Das neue Spiel kommt im Herbst 2007 auf den Markt. Ganz beiläufig sammelt Spielehersteller Hasbro über die ganze Aktion natürlich ordentlich Adressen von Mitspielern. Wenigstens einer hierzulande, der das Geldverdienen gelernt hat. Hoffentlich werden die Namensrechte des Signal-Iduna-Parks kurz nach dem Druck des neuen Spiels nicht an die Hamburg-Mannheimer verkauft. Sonst kehrt auch noch Herr Kaiser zurück - und das nach Dortmund.
www.monopoly.deHier kämpft Dortmund ums Monopol.