Ali Campbell - Silhouette

campbellSelbstverständlich geht man an solch ein Album mit höchstem Respekt heran. Schließlich hat Ali Campbell als Mitglied von UB40 Reggae-Historie geschrieben.

2008 verließ Campbell die Band seiner Jugendtage und versuchte es solo. Jetzt hat er ein neues Album am Start und konnte dafür die alten UB40 Recken Astro und Michael Virtue als Mitstreiter gewinnen. Ist damit alles wie es früher war?

Das Album startet mit dem Beatles-Cover „Any time at all" und man denkt: Na ja, ganz ok. Denn die Stimme des einstigen UB40 Frontmanns hat nichts von ihrer näselnden Lässigkeit verloren. Als Zweites schiebt Ali mit dem Titeltrack eine weitere Coverversion nach und bleibt damit einer UB40-Tradition treu, recht unbekannte Songs aus den 60er und 70er neu aufzulegen. Man denkt dabei an Erfolge wie „Kingston Town", aber bereits weniger an Kracher wie „Red, red wine", weil schon zu Beginn des neuen Albums deutlich wird, dass vielleicht doch der Drive vergangener Tage fehlt.

Der gebührende Respekt schmilzt dahin, wenn im Programm „Cyber bully boys" und "Reggae music" folgt. Das ist zäher Rollatorreggae, der über verstaubte Zitate der Dub- und Dancehall-Kultur nicht hinauskommt. Doch dann erkennt man bei „Fijian sunset" einen Silberstrief am Horizont - und man will dieses Album ja auch gut finden - aber schon folgt der nächste Tiefschlag. „Sha la la" klingt wie es der Titel vermuten lässt und es stellt sich die Frage, ob Reggae dieser Machart nicht besser bei Helene Fischer aufgehoben ist. Das ist Beschallung für eine Butterfahrt. Sicher kann man einwenden, dass bereits das Original von den Pioneers arg schwülstig ist, aber Campbell traut man eigentlich zu, ein Stück zeitgemäßer zu bearbeiten.

„Silhouette" ist selbstredend handwerklich fehlerfrei in den bekannten Londoner RAK Studios aufgenommen und produziert. Das erwähnen zu müssen, ist jedoch dem Zeugnissatz ähnlich: Er war stets bemüht...Das Album nimmt nie richtig Fahrt auf und es schmerzt phasenweise beim Hören, wenn man weiß, was für großartiges Zeug Ali Campbell, Michael Virtue und Astro zum Beispiel 1980 und 1981 produziert haben.

Diejenigen, die mit UB40 groß wurden, möchten etwas wie „Silhouette" eigentlich gar nicht hören, weil sie sich dann vermutlich noch älter fühlen als sie ohnehin sind. Nachfolgende Generationen, denen UB40 kaum ein Begriff ist, brauchen „Silhouette" auch nicht. Denn die wissen wie Reggae klingen muss, der seine Inspiration in den 60er und 70er sucht. Die hören Holly Cook.

Erscheinung: 2014 (03.10.)
Label: www.cookingvinyl.com
www.ub40.org