Fingerspitzengefühl und Arschkarte

alterball1Im Fall des Hannoveraners Huszti, der wegen öffentlich zur Schau gestellter Blödheit am vergangenen Wochenende des Feldes verwiesen wurde, fordern die Fußballfachleute Pocher und Helmer einmal mehr das legendäre Fingerspitzengefühl bei Referee Aytekin und haben auch Ideen, wie sich dies bei der Entscheidungsfindung hätte niederschlagen können.

Oliver Pocher, der als Comedian längst nur noch Zweitliganivaeu erreicht, und deshalb zur Existenzsicherung die Fußballweisheit mit Schöpfkellen fressen muss, möchte den Hintergrund von Husztis Trikot-Zaun-Torjubel vom Schiri beleuchtet wissen. Schließlich habe der Ungar das Spiel seines Lebens, zudem sowieso erst sein drittes Spiel für 96 nach der Rückkehr und dann noch eine Klassebude in der Nachspielzeit gemacht. Tatsächlich könnte daher ein inzwischen gut bezahlter DFB-Schiedsrichter vor dem Spiel die Lebensläufe aller Akteure durchgehen und in der Halbzeitpause beginnen, mit seinen Assistenten Bonuspunkte für besondere Leistungen an Spieler zu verteilen, mit denen die dann mögliche Ampelkarten oder andere Fehltritte ausgleichen könnten.

Warum nicht?, kann man sich auch beim Vorschlag Thomas Helmers fragen, dessen Moderatorenkarriere ansonsten keine wirklichen Fortschritte macht. Helmer äußerte die Ansicht, dass Aytekin das Spiel hätte einfach abpfeifen können, da es sich sowieso bereits in der Nachspielzeit befand. Husztis Vergehen hätte dann also gar nicht mehr geahndet werden müssen. Ein Gedanke, der in die richtige Richtung geht. Der Umgang mit den Fußballregeln sollte deutlich legerer werden. Das gälte dann eben auch für die Spielzeit. Diese flexibel anzupassen, böte die Möglichkeit, beim blöden Fehler „Trikot ausziehen und Zaun klettern“ eines sympathischen Spielers, das Spiel bereits nach 25 Minuten zu beenden, um den Kicker vor dem Platzverweis zu schützen.

Dass die beiden Fachleute beim gleichen TV-Auftritt verkünden, dass sie den Auslegungsspielraum des Schiedsrichters bei elfmeterverdächtigen Handspielen in allen Bundesligastadien gleichermaßen auf Null gestellt wissen möchten, ist lediglich ein unbedeutender Widerspruch in der Argumentationskette der Kickerkapazitäten.

Herr Pocher konnte schließlich noch herleiten, woher die Ungereimtheiten des Regelwerks rühren: Es liegt an den senilen Regelhütern der Verbände. Zur Ehrenrettung dieser Herren muss allerdings gesagt werden, dass es bisher nicht wissenschaftlich untersucht ist, ob die vorzeitige Alterung und Senilität nicht auch dadurch bedingt ist, sich jede Woche mit populistischem Schwachsinn von Fußballfernsehfachleuten auseinander setzen zu müssen.

Auf dieses Heer der Experten muss man aber die Diskussion um das Fingerspitzengefühl glücklicherweise nicht auch noch ausdehnen. In den meisten Fällen reicht da ein ordentlicher Arschtritt.