Jahdan Blakkamoore - Babylon nightmare

jahdanblakkamoore_babylon_nightmare"Firstly, I give thanks and praises to the most high God, King of  Kings, and Lord of Lords, Conquering Lion of the Tribe of Judah, Haile Selassie the 1st."

Noch Fragen?

Fragen nach dem schwer vermittelbaren Glauben an die Göttlichkeit Haile Selassies? Nach der Triebkraft für fast 40 Jahre musikalisch transportiertem quasi-religiösen Durchhaltevermögen? Natürlich hätte sich Jahdan Fragen dieser Art erspart, wenn er als zweites Soloalbum nicht "Babylon nightmare" veröffentlicht hätte. Schließlich ist es ein in weiten Teilen klassisches Roots-Album, das in idealtypischer Ausprägung die Lehren der Rastafarians befördert.

Für das breite Publikum klingt das antiquiert. Doch jenseits des Versuchs einer Beglaubigung des Gedankenguts bleibt festzuhalten, dass von der inhaltlichen Beständigkeit des Reggae eine Faszination ausgeht, die der Musik entscheidenden Speed gibt. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass Reggae keinen Nachhaltigkeitspreis gewinnt, wenn er zur reinen Partymusik verkommt. Diese Musik findet ihre Stärke offensichtlich in der Symbiose von Musik und Botschaft, selbst wenn das Gros der Musikwelt von der Lehre genauso genervt ist wie von der vorgeblichen Eintönigkeit des Klangs.

Der Titel des vorliegenden Albums "Babylon nightmare" trifft also voll die Zwölf. So oder so. Jahdan Blakkamoore konnte auch gar kein anderes Werk vorlegen. Der Frontmann der Noble Society ist kein Neuling in diesem Bereich. Genauso wenig wie das Label Lustre Kings aus Oakland, das seit Jahren music with a message produziert und propagiert.

Dass "Babylon nightmare" dennoch musikalische Traditionen überwindet, liegt wahrscheinlich auch am Produzenten und Labeleigner Andrew "Moon" Bain aka Digital Ancient. Der vergewissert sich zwar manches Mal der Unterstützung seines Produzentenkollegen Laurent "Tippy" Alfred aus dem Roots-Eldorado der Virgin Islands. Guckt aber auch neue Ziele dieser Musik aus. So reichen die Songs von klassischem Roots wie "Dim view of the world" über Reminiszenzen an Mickey Dread ("Down in the ghetto") und dem sehr netten "Long road" im Modern-Roots-Gewand bis zu Tracks mit Crossover-Potential wie die Single "All comes to one" oder "All over the world", die dem neuen Phänomen Postreggae nahekommen, ohne die Konsequenz des Outputs von Damian Marley und Nas zu erreichen. Selbst vor der Verwendung von Autotune schreckt man nicht zurück.

Ein große Spannbreite von 1 bis 17, die aber im traditionellen Schoß des Reggae ruht. Gott sei Dank.

Erscheinung: 2010 (10.12.)
Label: Lustre Kings
www.blakkamoore.com
Kaufen im unruhr-Popkulturshop.