Meister der Herzen und des Eiertanzes

Alter FußballDer FC Schalke wird dieses Jahr nicht den DFB-Pokal gewinnen. Das ist sicher. Er wird nicht Deutscher Meister werden und auch nicht die Champions League gewinnen. Das ist zu vermuten und nicht überraschend.

Wieder kein Titel für den Fußballstolz des nördlichen Ruhrgebietes, weil der Klub einmal mehr an seinem eigenen Zwiespalt scheitert. Man möchte im Bundesliga-Konzert erste Geige spielen, bei den Fanklubs aber weiterhin Schifferklavier. Natürlich verlangt auch die Anhängerschaft Großes, ohne aber die provinzielle Kuscheligkeit aufgeben zu wollen. Man baut sich eine topmoderne Arena, nennt diese zunächst aber nostalgietriefend Auf Schalke. Es werden teure Verstärkungen geholt, aber keine echten Kracher. Die Verantwortlichen nennen das dann Perspektivspieler. Inzwischen hat Schalke 04 so viel Zukunftsperspektive, dass man das Fernglas, das eigentlich für die Bayern gedacht war, zur Suche der eigenen Gegenwart benötigt.

Die Schalker Fangemeinde ist wahnsinnig stolz auf ihren Eigengewächs-Torwart, rechnet aber heimlich nach, wieviel Punkte er sie bereits gekostet hat. Denn auch Manuel Neuer besitzt mehr Perspektive als augenblickliches Können. Glaubt man Matthias Sammer (dessen Aussagen allerdings immer öfter an geringer Halbwertszeit kranken, der sog. Beckendauer), wird Neuer bald der weltbeste Torhüter sein, nur halt jetzt nicht, was den sportlichen Wünschen der Schalker derzeit dummerweise entgegensteht.

Genauso wie das Wirken des Cheftrainers aus den eigenen Reihen, dem nun die Wunsch-Wirklichkeit-Diskrepanz zu Lasten gelegt wird. In einem Eiertanz allererster Güte, der an die Darbietungen der Baker in den 1920er erinnert, schlängelt sich Josefine Schnusenberg durch die Trainerdiskussion. Diese gibt es natürlich nicht, meint der Vorsitzende, aber es sei fahrlässig, sich nicht damit zu beschäftigen. Doch zunächst diskutiert man ergebnisbezogen mit dem Trainer. Was zum Teufel bedeutet das? Schatz, wir haben kein Wasser aufgesetzt, aber es kocht, wenn du jetzt kein Kaffee machst, lasse ich mich scheiden. Schnusenbergs Verbalreigen gipfelt in der Aussage, dem S 04 stünde ein Trainer internationalen Zuschnitts gut zu Gesicht. Oder besser doch nicht? Armes Schalke, du könntest den Weg finden, wenn du wüsstest, wo es hingehen soll.