Schlüsselerlebnisse mit Fräulein Nina

ImageKids mit tellergroßen Augen begegnen mir im Flur, nachdem sie unten links an der Tür geheimnisvolle Briefumschläge entegegengenommen haben. An sich mag ich Trubel im Treppenhaus und  obigatorischen Flurtalk ganz gerne. Aber als ich an meiner Haustür gefragt werde, ob ich Drogen kaufen möchte, ziehe ich lieber um.

Hier im neuen Haus helfen die Nachbarn einander. Mir fällt an einem Sommertag eine zusammengeknüllte Arzneibeschreibung von Mullbinden in die Hände. Passt ja gut, ich habe gerade Liebeskummer, nehme ich es dankend als Zeichen von oben, dass es schon wieder in Ordnung kommen wird. Es folgen mit Kaffeeprütt gefüllte Filtertüten und leere Zigarettenschachteln, ich rauche erstmal eine und trinke Capuccino. Die Aufforderung allerdings, mal Glücksspiel zu betreiben, wie der Bewohner aus dem überliegenden OG, macht mich stutzig. Ich schaue runter aufs Hofdach und sehe da einen riesigen Haufen Müll. Das ruft letztlich auch meine Vermieterin auf den Plan, die eines Tages klingelt und mich fragt, welche Zigarettensorte ich denn mag und ob meine Kaffeemaschine gut funktioniert. Mir fällt wie durch Zufall der letzte vom Himmel gefallene Wettschein aus der Tasche, entscheide mich just dagegen, Geld auf Pferde oder Fussball zu setzen. Der Nachbar, auf dessen Name der Schein ausgestellt war, zieht wenige Wochen später aus, ohne seine letzten Mieten zu zahlen und läßt auch alle Möbel da.

Anderntags komme ich heim, um schnell den vergessenen Büroschlüssel zu holen. Mein Nachbar von oben steht in Boxershorts und Unterhemd im Wohnungstürrahmen. Während er noch fragt, ob er mal rein dürfe, sehe ich ihn schon auf dem Balkon stehen und hoffnungsvoll nach oben blicken. Er hat sich ausgesperrt und versucht trotz hohem Alter hinaufzuklimmen, wovon ich ihn gerade noch abhalten kann. Schließlich ist gerade das Vordach vom Hof von Unanehmlichkeiten in Aussehen und Geruch dankVermieterin befreit. Ich gebe ihm Werkzeug und wünsche Glück. Es sorgt mich schon, wie der ältere Herr wohl ohne Geld in den fehlenden Hosentaschen, weitere Stunden hier ausharren wird, doch ich habe Eile. Ich stürze die Treppe herunter, hier zieht gerade eine neue Bewohnerin ein. Ich lobe die von ihr heraufgeschleppten 50er-Jahre-Stühle, bitte sie, sich zu kümmern, denn, so ich, bräuchte der Nachbar von oben Hilfe, aber ich müsse jetzt weg: "Und ja, übrigens angenehm, freut mich, ich bin die aus der 3. Etage."

Einige Tage später quatsche ich mit meinem Lieblingsnachbarn über die Ereignisse im Haus. Ist doch viel passiert in letzter Zeit. Da wurde ein-, da ausgezogen. Da kann man schonmal den Überblick verlieren, wer hier gerade eigentlich wohnt. Eine junge Frau betritt den Hausflur und greift das Thema auf. Sie wisse auch nicht, wer hier hergehört und wer nicht. Sie wohne erst seit kurzem hier. Erst in der vergangenen Woche sei da etwas vorgefallen. Sie habe aus ihrem Türausguck gesehen, wie ein älterer Mann versucht habe, die Tür ihrer Nachbarn einzutreten. Dass er selbst dort wohnt und sich ausgesperrt hatte und nun verzweifelt derart versuchte, in seine Wohnung zu gelangen, konnte dann zum Glück die von ihr herbeigerufene Polizei klären. Ob jemand was mitbekommen hätte?

wie es richtig geht:

  • Bei Einzug ins Haus alle Bewohner fotografieren
  • Fotos auf Klebepapier ausdrucken
  • Bilder in der Küche an die weiße Wand kleben
  • Infokärtchen zu jedem Bild anlegen über Lage der Wohnung im Haus, Alter des Bewohners und besondere Vorlieben
  • Verhältnisse der Bewohner untereinander mit einem dicken Filzstift großzügig auf der Tapete mit den Fotos markieren (falls mal      Fragen auftauchen sollten, z.B. von Vermietern)
  • 110 als eingespeicherte Rufnummer im Handy an erste Stelle setzen


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