Das Feuilleton singt

Avantgardistisch, apokalyptisch, nonkonformistisch und hypnotisch. Das ist in Kürze zusammengefasst Das Feuilleton. Die Leipziger Band gibt es seit 2018 und nun reichen die Jungs das Debütalbum rüber: "Ab morgen bin ich unpolitisch" ist ein schöner, feuilletonistischer Titel, auch wenn Sänger Robert Amarell meint:, "der Albumtitel kann auch mit einem Augenzwinkern verstanden werden und ist einfach 'ne sehr lässige Parole.“
Das Feuilleton dengelt noisige Gitarren, ein industrielles Schlagwerk und kantige Deutschlyrik zusammen zu einem Endprodukt ohne Anspruch auf Massentauglichkeit. "Ab morgen bin ich unpolitisch" erscheint morgen und wird mit den wahren Worten promotet: "Null Komma Null Zeitgeist, keine betont lässige Attitüde, lange Intros, Sessioncharakter, Gitarre-Bass-Schlagzeug ohne groß Schnickschnack, keine Produktionsexzesse und offenbar kein Druck gefällig sein zu wollen oder zu müssen."
Ach...das tut gut in heutigen Zeiten.

www.instagram.com/dasfeuilleton

 

 

Es hätte anders kommen sollen

2019 war Mia Diekows Album eigentlich fertig. Zur Veröffentlichung kam es allerdings nicht. Denn Mia erkrankte wie viele an Corona. Aber sie kam nicht wie meisten glimpflich davon. Sondern leidet seitdem an chronischen Erkrankungen infolge der Covidinfektion.
Aber ihr damaliges Album "Ich habe mich getroffen" geriet dank einer Crowdfunding-Kampagne nicht in Vergessenheit. Und wird jetzt am 22. März bei Chateau Lala veröffentlicht. Die Single "Babyschritte" geht nun raus und ist eine Aufforderung an uns alle, mit Krankheiten aller Art bewusster und sensibler umzugehen.
Respekt, Mia!

www.instagram.com/mia_diekow

 

Die Mensch-Maschine

"Anfang 2020 lieh mir Yamaha ein Disklavier", erzählt Kelly Moran, "ein spezielles Instrument, mit dem man sein Spiel aufzeichnen kann, damit das Klavier es selbst wiedergeben kann. Ursprünglich arbeitete ich an einem Duett für mich und einen anderen Pianisten, aber als die Pandemie ausbrach, wurde das Disklavier mein Duettpartner. Ich begann, eine Reihe von Duetten für mich und das Disklavier zu schreiben und alle Möglichkeiten zu erforschen, wie ich dieses Instrument nutzen konnte, um seine unmenschlichen Fähigkeiten mit meinem eigenen Spiel zu verschmelzen."
Das Ergebnis ist Kellys neues Album "Moves in the field", das am 29. März bei Warp Records erscheinen wird. Ein Album mit Klavier im Mittelpunkt, aber halt ein unmenschliches Klavier mit digitalen Möglichkeiten bis zum Abwinken. Dennoch ist "Moves in the field" ein sehr stimmungsvoller Soundtrack geworden. Musik für den Rückzug in sich selbst. Sehr passend für das philosophische Kant-Jahr 2024 und selbstverständlich fürs Eislaufen.

www.kellymoran.warp.net

Tiere und Türen

Dennis Scheider macht und tut. Produziert ständig neue Musik. Gründet neue Bands. Aber am Ende sagen doch nur alle: Ah ja, muff potter. Denn dessen Gitarrist war Dennis damals in den 90ern. Es ist und bleibt sein Leuchtturmprojekt. Auch wenn es nette andere Sachen gab in seiner Vergangenheit, wie beispielsweise Hotel Schneider. Eine vierköpfige Band, die einen gewissen Funk an den Tag legte.
Doch jetzt ist es wieder schnörkellose Gitarrenmusik, die Dennis mit seinem neuen Projekt Die Tiere vorstellt. Mit "Türen" ist nun die erste Single draußen und es ist eine weitere Facette in Scheiders musikalischem Schaffen. Er selbst gibt zu Protokoll: „Ich fand es schon immer extrem gut, beim Produzieren auf alle Sounds oder Strömungen zu verzichten, die einen Rückschluss darauf zulassen, wann diese Musik aufgenommen wurde“.
Das finden wir wiederum extrem gut, wenn Bands auftauchen, die dem musikalischen Zeitgeist auch einmal die Stirn bieten, aber dennoch nicht altmodisch wirken. Insofern ist die Vorfreude groß auf die erste EP der Tiere. Die wird "Wir wollen nichts" heißen und am 03. Mai erscheinen. Selbstverständlich bei Scheiders eigenem Label Richard Mohlmann Records.

www.dietiere.net

Gemeinsam scheiße fühlen

Die Sounddatei zu "Manau" sortiert sich selbst in die Schublade dark pop. Nala Tessloff kategorisiert ihre Songs als Weltuntergangs-Soundtrack. Ihr solltet allerdings keineswegs auf Nalas Songs verzichten, weil ihr Angst vor schlechter Stimmung habt. Die Hamburger Künstlerin hilft euch da eher raus, weil es doch so schön ist, wenn man sich nicht allein schlecht fühlt. Wer kennt das nicht: "But everytime I try to face my mind, the world turns grey and I'm not okay."
"Manau" ist die neueste Veröffentlichung von Nala Tessloff. Den Track verziert ein schönes Synthie-Thema, begleitet durch eine angenehme bassline und gepflegte Gitarren. Es bleibt genügend Raum für Nalas Stimme, um die es sonst echt schade wäre.
Die Sängerin/Songwriterin, Komponistin und Performance-Künstlerin bereitet uns auf ihr düster-souliges Solo-Debüt vor, auf dem sich Einflüsse finden aus ihrer bisherigen Arbeit im Bereich Filmmusik, Hochkultur und Performancekunst. Es wir "Daydream" heißen und ab 01. März bereit stehen.

www.nalatessloff.com

Ich sah's kommen

Vor wenigen Wochen kündigte ich an dieser Stelle voller Hoffnung auf ein neues Album die neue Single von Alice Russell an. "Rain" erblickte nach Alices zehnjähriger Schaffenspause das Licht der Welt. Und bewies, dass Alice Russell eine wirkliche Soulgranate ist.
Alice legt nun mit "I see you" nach und kündigt damit das erhoffte Album an. "I see you" ist eine gediegene Pianoballade, die von einer verhallten Kickdrum begleitet wird. Alices Stimme steht voll im Raum und sehr persönliche Vocals runden das Bild zu einem gefühligen Soultune.
"I see you" ist nach "Rain" die zweite Veröffentlichung vom kommenden Album "I am", das irgendwann im April auf den Markt kommt. Auch als schönes, marmoriertes Vinyl. Ostern und Weihnachten an einem Tag!

www.alicerussellmusic.bandcamp.com