frode haltli "vagabonde blu"

Verfasst von N am .

Frode Haltli Vagabonde blu kleinauch instrumente haben ein image. akkordeon. der name reicht völlig...
allenfalls „zugelassen" als skurrile klangfarbe im gesamtmix. aber ein album nur mit akkordeon? solo? ...da werden viele möglicherweise gleich abwinken; vorab. selbst die, die experimentellen formen der musik sonst sehr zugetan sind.

 

„vagabonde blu" von frodi haltli ist daher so etwas wie die chance, sich wirklich überraschen zu lassen und / oder der beweis, dass es sich immer wieder lohnt, liebgewonnene vorurteile ebenso immer wieder in frage zu stellen...
die drei stücke basieren auf kompositionen von salvatore sciarrino, arne nordheim und aldo clementi, gespielt / interpretiert von frode haltli live in 2009 in oslo; das 1998 komponierte titelstück ist dabei auf voller länge fast ausschließlich eine art verwehter akkord, immer und immer wieder wiederholt und dabei minimalst moduliert; oft nur in der abklingzeit verändert oder ein wenig schneller aufgebaut als zuvor. dazu einige geräuschhafte ergänzungen, vermutlich auf den mechanischen komponenten des instruments und ihrer verfremdung durch den hall des als perfekte ergänzung genutzten konzertraums basierend. und sehr, sehr wenige zusatztöne. dies reicht, um ein stück zu entwickeln, das, obwohl rein akustisch gespielt, fast die ästhetik minimaler elektronischer musik besitzt. und dies ist allein als vergleich gedacht, um das stück zu beschreiben; und gerade weil keine elektronik im spiel ist, ist hier nur durch den eigenklang des instruments etwas neues, überraschendes entstanden, mit ganz eigener identität.
stück #2, „flashing", komponiert 1985, verdichtet sich stärker, nutzt motivsprenksel und eine erheblich stärkere dynamik. aber auch hier die verblüffende erfahrung eines völlig anderen gesichts eines verkannten(?) instruments. und wieder eine nutzung der raumakustik als erweiterung des instruments, wie ein perfektes hallgerät.
#3, „ein kleines..." von 1998 „fadet" melodielinien ineinander wie es sonst nur das mehrspurarrangement eines komplexen stückes leisten kann. weiterhin puristisch / minimal angelegt, durch die harmonien irgendwie zwischen ätherisch und entrückt, ohne irgendein klischee zu bedienen.

ein akkordeon so zu hören lässt den schluss zu, dass mit jedem instrument perfekte musik möglich ist, möglich sein muss. sofern komposition und spiel in der lage sind, falls notwendig, den bekannten rahmen des instruments mal eben aussen vor zu lassen, zumindest.
sehr empfohlen.

schöne grüße

N

http://frodehaltli.com

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