Christine and the Queens - Chaleur humaine

Verfasst von Lubi am .

christine-chaleurhumaine01kleinWarum „Chaleur humaine" eine außergewöhnliche Platte ist? Keine Ahnung. Aber es ist eine, ohne Frage.

„Chaleur humaine" ist meistens sehr catchy, aber trotzdem oft nicht fassbar. Die 11 Tracks hinterlassen so auch 11 Fragezeichen. Das Album fußt auf aktueller Elektronik und erinnert an den Pop der 80er. Hat „Chaleur humaine" etwas Chansoneskes oder ist das lediglich der übliche Reflex, sobald jemand französisch singt?

Dabei singt Christine nicht nur französisch, sondern baut Refrains und Hooklines auch in englisch ein. Was dann wieder zu den Reminiszenzen an die Popdekade der 1980er passt. „Narcissus is back" kann es sich sogar leisten, an mittelmäßigen Pop der 80er zu erinnern. Natürlich denkt man an französische Vorbilder wie Guesch Patti, was aber womöglich nur die Schwierigkeiten dokumentiert auf der Suche nach Ankerpunkten zur Beschreibung von „Chaleur humaine". Ein Song wie „Christine" hat in seiner ungeschliffenen Rauheit sogar etwas von Tracks der Neuen Deutschen Welle. Wie überhaupt einige Songs auf „Chaleur humaine" wie Demoversionen wirken. Doch schnell wird klar: Genauso müssen sie klingen.

Das denken offensichtlich auch 200.000 Franzosen, die das dort bereits 2014 veröffentliche Album schon im Plattenschrank haben. Vielleicht ist dabei die im Titel postulierte menschliche Wärme das Zünglein an der Kassenwaage. Denn das Debütalbum der 26-jährigen Französin Heloise Letissier verströmt trotz kühler Elektronik diese Wärme, gerne untermalt von schwülstigen Streichern. Doch selbst das hält das Werk aus. Und dafür wurde Christine and the Queens am letzten Wochenende als beste weibliche Künstlerin 2014 bei den französischen "Victoires de la musique" ausgezeichnet.

Das herausragende Album hat nur einen Schwachpunkt: Das große „Nuit 17 à 52" darf nicht an vorletzter Stelle stehen. Es ist nämlich der krönende Abschluss eines königlichen Albums.

„Chaleur humaine" ist eine LP wie Treibsand. Man wird hineingezogen. Da hilft alles Strampeln nichts.

Zum Beweis, dass Christine and the Queens so verdammt spannend ist, weil man nie genau weiß, woran man ist, empfehlen wir das Video zu „Saint Claude". Ist das jetzt Michael Jackson oder Schwanensee?

Erscheinung: 2015 (20.02.)
Label: Because Music
www.christineandthequeens.com

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