Guts - Hip Hop after all

Verfasst von Lubi am .

guts hiphopafterall kleinAuf diesem Album versammeln sich Menschen, die nicht zufrieden sind mit der Wahrnehmung des HipHops in weiten Teilen der Öffentlichkeit.

Deshalb wird es diejenigen überraschen, die sich nicht ständig mit HipHop beschäftigen, weil sie die Tracks und Videos dieses Genres kaum mehr von der Persiflage unterscheiden können. Auf die das aufgeblasene Böse-Jungen-Gehabe und niveaulose Bling-Bling nur lächerlich wirkt. HipHop hat in den letzten Jahren viel mit sich selbst gekämpft, mit schlechten Beats und schlechten Rhymes.

Der französische Produzent Guts kennt aber noch die guten Zeiten des HipHop, denn seit 25 Jahren ist der Sprechgesang seine große Liebe. Es ist also nicht verwunderlich, das „HipHop after all" vielfach an die Zeit Ende Achtziger/Beginn Neunziger erinnert, in der HipHop in seine große Zukunft aufbrach.

Mag der programmatische Titel von Guts' neuem Album auf Einseitigkeit hindeuten, belehren die 16 Tracks von „HipHop after all" den Hörer schnell eines Besseren. Unter Mithilfe seines Kumpels DJ Fab schraubt Guts geschmeidige Beats zusammen, die das weite Gebiet der Black Music ausloten.

So finden sich auf „HipHop after all" klassische HipHop-Tracks wie „Innovation", für das Guts Masta Ace gewinnen konnte und eine Reihe von Stücken, welche die ehemals enge Verbindung des HipHop mit Jazz und Soul dokumentieren. „It's like that" würde sich daher auch auf einem Jazzmatazz-Album von Guru wohlfühlen. Auch eine echte Funk-Granate hat Platz auf Guts' Album: „Man Funk" mit lässigen Vocals von Leron Thomas. HipHop Urgestein Grand Puba erzählt, der HipHop sei „Forever my love" und zeigt, dass HipHop auch Balladen kann. „Forever my love" erinnert dabei ein wenig an LL Cool J's „I need love" von 87, das viele zu Recht ins Herz schlossen.

Guts wäre nicht Guts, wenn er einige Tracks nicht auch einfach instrumental stehen ließe. Der Opener „HipHop first of all" steht dafür exemplarisch und gegen Ende folgt das Hochamt für die Jünger des Fender Rhodes: Das instrumentale „Looking for the perfect Rhodes".

Die Vielfalt von „HipHop after all" wird durch Feature-Artists abgerundet, die man sowieso schlecht auf ein bestimmtes Genre fixieren kann, wie z. B. Patrice, Cody Chestnutt oder Lorine Chia. „Open wide" oder „Want it back" reichen aus diesem Grund über den HipHop hinaus.

Guts' neues Werk sei deshalb nicht nur den Verehrern des gepflegten Sprechgesangs ans Herz gelegt. Denn das Album bietet viel, erweitert den Horizont, weicht Vorurteile auf, auch wenn es am Ende tatsächlich nur HipHop ist.

Erscheinung: 2014 (05.09.)
Label: Heavenly Sweetness
GutsOfficial

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