José James - While you were sleeping

Verfasst von Lubi am .

jose james whileJazz, Blues, Soul, Rock. In der Einfachheit dieser Aufzählung hört es sich ein wenig museal an. In der Bearbeitung von José James klingt das alles andere als altväterlich.

In der Regel ist es doch so: Kenne ich das Label, kenne ich die Musik. Wenn nun also José James auf BlueNote veröffentlicht, muss er doch ein Jazzer sein. Nun, im Herzen schon. Der New Yorker verleugnet auch auf seinem neuen Album „While you were sleeping" den Jazz nie so ganz. Doch steckt in den 12 Stücken viel mehr. Allem voran hat James beim neuen Werk eine rockige Komponente hinzugefügt.

Dafür sorgt besonders der neue Gitarrist der Band. Brad Allen Williams gibt „While you were sleeping" phasenweise ein deutliches Jimi-Hendrix-Flair. Bereits beim Intro des Openers „Angel" quält er seine Gitarre derart, dass jedem brasilianischen Fußballprofi sofort die Tränen kommen. Williams' astreines Gitarrenspiel gliedert sich perfekt in die Band ein, die offensichtlich von großartigen Musikern gebildet wird. Schlagzeuger Richard Spaven spielt sein Instrument unglaublich facettenreich. Klasse beispielsweise der verschleppte Beat auf „U r the 1", der jedem Drumcomputer die Halbleiter verknotet. Die Basslinien von Solomon Dorsey werden manches Mal ein wenig in den Hintergrund produziert, obwohl sie eigentlich dafür viel zu gut sind. Und an den Keyboards arbeitet Kris Browers und zaubert auffällige Orgel- und Rhodes-Passagen aus dem Ärmel.

In der Zusammenführung entsteht ein zeitweise mitreißender Stilmix aus den eingangs erwähnten Komponenten, der hier und da auch mit zeitgemäßer Elektronik ergänzt wird („Without u"). Nicht umsonst stimmt das amerikanische Internetradio NPR Music eine großes Halleluja an: „José James macht ausgesprochen zeitgenössische Musik und entzieht sich mit Leichtigkeit einer eindeutigen Kategorisierung."

Aber Vorsicht: Mit „While you were sleeping" verhält es sich ein wenig wie mit Rotwein. Entkorkt man die Pulle und nippt bzw. steckt man die CD in den Player und hört, kann man schnell der Auffassung sein: Ups, ein bisschen streng. Deswegen erst ein eine Zeitlang ruhen lassen respektive zwei- dreimal durchhören. Dann wird's geschmeidig und der Daumen geht hoch. Für den Wein und für „While you were sleeping".

Erscheinung: 2014 (01.08.)
Label: BlueNote
www.josejamesmusic.com

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