Die Bundesliga-Vorschau 2014/15

Verfasst von Lubi am .

poeletarier rot sw logo webNach dem deutschen Titelgewinn in Brasilien geht es für alle Vereine um Neuorientierung. Damit tun sich einige schwer. Der BVB tätigt abstruse Transfers, der FCB ist völlig verwirt, der HSV braucht GPS-Westen und Werder philosophiert. Unruhr versucht in der einzig wahren Bundesliga-Vorschau zu klären, wer daraus Kapital schlägt.

FC Bayern München
Es stört den Verein nicht, dass sich mit Toni Kroos einer ihrer besten nach Madrid verabschiedet. Man holt einfach seinen Bruder Felix. Doch halt...das ist vollkommen in die Lederhose gegangen. Verpflichtet hat man Felix Götze, den Bruder von Mario. Was ein Durcheinander, kaum dass Uli Hoeneß die Fäden nicht mehr in die Hand hält. Dazu sechs vom Sommermärchen sehr gebeutelte Weltmeister, ein frustrierter Robben und ein aufmüpfiger Shaqiri. Ein Unwetter zieht auf am weiß-blauen Münchner Himmel. Am Ende wird's Platz zwei mit 20 Punkten Vorsprung auf den Dritten.

Borussia Dortmund
Der Weggang von Robert Lewandowski ist ja nicht mal das Schlimmste. Wirklich schlimm ist, dass man den Polen durch Ciro Immobile ersetzen möchte. Und der Transfermarkt wispert weiter: Der BVB sei dran am englischen Verteidiger Lazy „Dog" Miller, der Spanier Permanendo Siesta hat bereits den Medizincheck absolviert und für das Mittelfeld wünscht man sich Mon-Dieu Isderfette vom KFC Genk. Verdammt, an welchem System bastelt Jürgen Klopp? Standing ovation für den dritten Platz, wieder 20 Punkte hinter Bayern.

FC Schalke 04
Neben einigen anderen Superlativen ist der FC Schalke auch der einzige deutsche Klub mit permanenter Trainerdiskussion. Um dieses leidige Gerede zu beenden, fällt Manager Heldt nichts Besseres ein als die Deutsche Meisterschaft zum Saisonziel zu erklären. Jetzt ist erst mal Ruhe in Schalke, weil alle googeln müssen, was Deutsche Meisterschaft ist. Mit den Erklärungen im Netz kann kein Schalker etwas anfangen. Ist aber egal, denn nächste Saison reicht es nur zum internationalen Startplatz. Womit wir wieder bei der Trainerdiskussion wären.

Bayer 04 Leverkusen
Der Name Roger Schmidt ist sozusagen die männliche Entsprechung von Lieschen Müller. Doch ist der unauffällige Schmidt immerhin österreichischer Fußballmeister mit dem Brause FC geworden, warum nicht also nicht auch Deutscher Meister mit dem Pillen TSV? Es klingt bekloppt, aber Bayer 04 hat sich mit Calhanoglu und Drmic geschickt verstärkt und der gelernte Ingenieur Schmidt wird aus diesem Kader eine schlagkräftige Truppe konstruieren. Also: Bayer Leverkusen wird Meister 2015! Wahrscheinlich eventuell. Mindestens aber Schmizemeister.

VfL Wolfsburg
Das größte Problem beim VfL ist, das Klaus Allofs demnächst in der Kabinentür steckenbleibt. Das Übrige lässt sich doch alles übers Geld regeln. Nur wenn die englische Liga winkt, zieht man auf diesem Gebiet den Kürzeren. Ansonsten konnte man wieder einmal namhaftes Personal bei der Konkurrenz loseisen. Ergänzt wird das in Wolfsburg mit überdurchschnittlichem Nachwuchs. Diesen Personalmix nimmt erneut Trainer Hecking unter seine fittichartigen Brauen und führt den VfL kommende Saison eine Stufe höher in die CL-Quali.

Borussia Mönchengladbach
Aus Gladbach wird nicht bestätigt, dass Christoph Kramer nach dem WM-Finale immer noch den Weg nach Hause sucht. Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass der ganze Verein nach Orientierung sucht. Der Niederrhein zweifelt, ob man nach der zweiten Europacup-Teilnahme in Folge nun schon ins gehobene Etablissement der Liga gehört oder sich noch hinten anstellen muss. Ist das nun Konstanz oder noch der einzelne Ausschlag nach oben, dem der Abstieg folgt? Dieses Mentalitätsproblem wird durch die gute Einkaufspolitik des Herrn Eberl nicht kompensiert. Deshalb bleibt für Gladbach dieses Jahr nur Platz 10-15.

FSV Mainz 05
Hieße er nicht bereits so, hätte Mainz' neuer Trainer sich spätestens nach dem Ausscheiden in der griechischen Provinz seinen Vornamen redlich verdient. Kasper Hjulmand - dessen Name eher an eine Gestalt der nordischen Sage denken lässt - hat bestimmt schon begonnen, sich zu fragen, ob die Fußstapfen von Matchplan-Thomas nicht zu groß sind. Personell greift man dem neuen Fußballlehrer in Mainz nicht unbedingt unter die Arme, sondern lässt Leistungsträger Choupo-Moting und Müller ziehen. Wir prognostizieren, dass man Kasper schnell zurück in den Feenwald schicken wird, aber keinen neuen Klopp-Tuchel-Klon zur Hand hat und deshalb am Ende die Relegation spielt.

FC Augsburg
Der FC Augsburg ist mindestens so attraktiv wie der FC Bayern. Zuminderst an der Seitenlinie. Jungtrainer Weinzierl arbeitet unter völlig anderen Bedingungen ähnlich kompetent wie sein gut gekleideter Münchner Kollege und erarbeitet sich damit den Respekt der Fußballexperten und die Seufzer der Damen. Nach der glänzenden Vorsaison ist die Erwartungshaltung in Augsburg größer. Könnte man meinen. Doch niemand in der Fuggerstadt wird Markus Weinzierl den Kopf abreißen, wenn es schlechter läuft. Und das wird's, denn schließlich hat man starke Spieler an die Konkurrenz verloren. Platz 13 für den FCA, aber keine Panik beim weiblichen Publikum.

1899 Hoffenheim
Irgendwie gehören sie inzwischen dazu. Die Kunstklubdebatte hat sich nach Leipzig verzogen und die TSG ist fester Bestandteil der Bundesliga. Die Verstärkungen deuten darauf hin, dass man dies auch langfristig bleiben möchte. Besonders in der Fremde ist man auf Furore aus, mit unglaublich geschmacklosen Auswärtstrikots. Ein gelb-blau-rotes Streifen-und-Kragen-Inferno. Trikots mit dieser Farbmenge können nicht aus ökologischer Produktion stammen. Ansonsten wirkt alles bei 1899 sehr nachhaltig. Der Unterbau ist sogar Deutscher Meister geworden. Fast wie bei Traditionsklubs. Hoffenheim wird nächste Saison an bessere Zeiten anknüpfen. Sehr gesichertes Mittelfeld, vielleicht sogar Europa.

Hannover 96
Mit einem guten Hörgerät kann man sie vernehmen: Die leisen Freudengesänge aus Hannover. Sie kommen vom Chef. Martin Kind gibt den internationalen Startplatz vor. Schließlich hat 96 schon mehr als 10 Millionen in neue Spieler investiert und die Shoppingtour ist noch nicht beendet. Fragt man Manager und Trainer nach Europa, schalten die ihre Ohren auf Durchzug. Deutliche Diskrepanzen in der Zielsetzung waren nie gute Voraussetzung für eine Saison. Wird der Klubchef also irgendwann dem Manager flüstern, er soll den Trainer schassen? Nach Ommas Motto: Wer nicht hören kann, muss fühlen? Wir glauben dran: Geld schießt keine Tore und 96 kommt auf 10.

Hertha BSC Berlin
"Es ist gut, wenn wir unangenehm sind", meint der Trainer. Ob er seinen Spielern deshalb im Trainingslager das Zähneputzen, Fußnägelschneiden und Tischmanieren verbietet, dringt nicht nach außen. Ganz offiziell studiert Jos Luhukay mit seiner Truppe das Defensivsystem seines Landsmannes General van Gaal ein. Dafür hat man den holländischen Haudegen Heitinga verpflichtet. Solche Maßnahmen könnten natürlich dazu führen, dass die Hauptstadt Hertha bald so beliebt ist wie gegorener Gouda. Unangenehm BSC landet dieses Jahr auf Platz 9-12.

Werder Bremen
Siege bringen Selbstbewusstsein, sagen Trainer gerne. Robin Dutt sagt, Niederlagen schärfen die Sinne. Gehen wir also davon aus, dass der Bremer Trainer in der Kabine Habermas, Sloterdijk und Vogtsberti zitiert. Verhalten sich seine Jungs deshalb allerdings wie die deutsche Philosophenelf von Monty Python,


wird der Wunsch des Managers Eichin nach einem einstelligen Tabellenplatz in der anstehenden Spielzeit ein frommer bleiben. Erschwerend kommt hinzu, dass die DFL und der Heilige Deutsche Fußballbund (HDFB) vermutlich alle Bremer Heimspiele nach Nürnberg verlegt, sollten sie weiter vom Senat der Hansestadt desavouiert werden. Eine Saison unter erschwerten Bedingungen endet mit einem zufriedenstellenden 11. Platz der Fischköppe.

Eintracht Frankfurt
Das man sowas noch erleben darf. Thomas Schaaf wird außerhalb der Bremer Staatsgrenze tätig. Im nun gar nicht beschaulichen Frankfurt soll der Trainerfuchs den Eintracht-Adler zu Höhenflügen animieren, obwohl Schaaf den Ball bekanntlich besonders flach hält. Aber in Frankfurt ist der Star der Trainer und darf alles. Sogar seinen verlorenen Sohn zurückholen. Nach einer Odyssee durch Europa ist Nelson Valdez zurück in der Bundesliga. Dieser Stürmer, der vor dem Tor immer wirkt wie ein Trommeläffchen. Ist da als ruhender Gegenpol nicht noch Platz für Bruzzler Ailton? Was soll's, man traut Thomas Schaaf alles zu, auch den internationalen Platz für die Eintracht. Notfalls über den DFB-Pokal.

SC Freiburg
Ach Freiburg, seufzen die Fußballromanciers in deutschen Landen. Die Liebhaber echter, politisch korrekter Fußballmannschaften gucken bald so traurig wie der Trainer des SC bei Interviews. Schon wieder verlieren die Breisgauer wichtige Stützen der Mannschaft. Baumann, Ginter und Fernandes wird man kaum ersetzen können und der bereits im letzten Jahr an dieser Stelle prophezeite, aber noch knapp vermiedene Abstieg des SC Freiburg wird 2015 Realität. Helfen kann da nur die weltmeisterliche Aura des Jogi hoch oben auf der Tribüne.

VfB Stuttgart
Der Manager Bobic hat aus seinen dauergeschwollenen Augen den Anhängern des VfB hinter den Brustring und ins Herz geschaut und Ihnen den Meistertrainer Veh zurückgeholt. Die Hoffnungen schießen nun ins Kraut im Schwabenland. Man bewegt sich in Richtung Dauerkartenrekord und natürlich: Daimler steht als zukünftiger Partner parat. Das Wasser im Neckar färbt sich rosa, Moppelmappus wird begnadigt, die Kehrwoche wird abgeschafft, wenn der VfB wieder Meister ist. Wir schalten nun zurück aus Stuttgart in die Realität: Veh kann auch nicht zaubern, kein Abstiegskampf, aber graues Mittelfeld.

Hamburger Sportverein
Kaum hatte man seinerzeit den VfL Bochum als unabsteigbar bezeichnet...zack, war's passiert. Also liebe HSVer, bloß nicht. Allerdings...mit dem Gewurstel der letzten Jahre...der HSV hätte den Abstieg eigentlich verdient. Aber: Der unabsteigbare HSV geht in seine nächste Erstligasaison. Eine Neuorientierung ist vonnöten, deshalb lässt Trainer Slomka neuerdings in Leibchen mit eingebautem GPS trainieren. Heilsbringer und Sportvorstand Didi ist wenig angetan von solchem Hokus Pokus und vermeidet Bekenntnisse zum ersten Übungsleiter. Sponsor Kühne hat noch nie vom Faß ohne Boden gehört und lässt weiter Geld regnen. Fazit: Natürlich reicht es wieder zum Nichtabstieg, kontrolliert hanseatisch geht es aber eher in St. Pauli zu.

1. FC Köln
Der Geißbock gähnt. Es ist langweilig in Müngersdorf. Lukas aus London muss die ewige 10 abgeben, weil er inzwischen viel zu laut und lustig für diesen Klub ist. Ganz ruhig und gezielt geht man auf der linken Rheinseite das Unterfangen Bundesliga an. Mit einem abgeklärten Trainer und hervorragenden Neuzugängen. Vor der Kölner Offensivabteilung können einige Bundesligisten ruhig ein bisschen Angst haben. Kurzum: Der FC ist kein gewöhnlicher Aufsteiger und hält die Klasse ganz locker. Quatsch, natürlich nicht locker. Diszipliniert und strukturiert bewegt man sich im sicheren Mittelfeld der Bundesligatabelle mit Kontakt zu den internationalen Plätzen.

SC Paderborn
Ganz Fußballdeutschland scheint zu rufen: Was wollt ihr denn hier? Aber: Isso. Der Vize der 2. Liga steigt ins Oberhaus auf, selbst wenn er Paderborn heißt. Was war das für ein Jahr für die Paderborner. Der SC steigt auf in Liga eins und der verhasste Nachbar aus Bielefeld wird bis in die dritte Liga runtergereicht. In der Domstadt steht man kopf und verkauft die 9.500 Dauerkarten mit links. Hinsichtlich der Chancen auf den Klassenerhalt werfen wir einen Blick auf die Neuerwerbungen: Ouali, Stoppelkamp, Kutschke, Duksch. Gut...es ist die perfekte Ergänzung zu Hünemeier, Amedick, Rupp und Kachunga. Doch bei allem Respekt, Herr Breitenreiter, das reicht nur für eine Stippvisite in der Eliteliga.

Drucken