Sebastian Sturm & Exile Airline - A grand day out

Verfasst von Lubi am .

sebastiansturm granddayoutWenn später einmal eine retrospektive Betrachtung erfolgt, wird es vielleicht heißen, dass „A grand day out" Sturms Drangphase einläutete.

 

Es sind weiterhin wummernde Bässe, wimmernde Orgeln, eine dudelnde Melodika und beseelte Wah-Wah-Gitarren, die den Sound von Sebastian Sturm und seiner Band Exile Airline als Reminiszenz an den Reggae der Mittsiebziger markieren. Es ist ein punktgenauer, sehr angenehmer Rootssound, der es euch dankt, nicht nur auf moderner Unterhaltungselektronik abgespielt zu werden. „A grand day out" macht darüber hinaus aber einen weiteren Schritt im Vergleich zum Vorgänger „Get up & get going".

Sturms neues Album besitzt wesentlich mehr Zug, einzelne Tracks nehmen richtig Fahrt auf. Nicht nur der gelungene Rocksteady-Tune „Hard to carry on", auch „Relight" und „Sand in your machinery" preschen mit erhöhtem Tempo aus den Speakern. Das letztgenannte Stück überzeugt vollends und könnte durchaus zum künftigen Höhepunkt von Sebastian Sturms Live-Shows werden. Gewiss enthält „A grand day out" klassische Sturm-Songs. Zum Einstieg beweist dies die Sufferah-Hymne „Right to remain silent". Doch die Varianz, die das neue Werk des deutschen Dreads besitzt, macht „A grand day out" äußerst kurzweilig und geeignet für die Endlosschleife.

Nun lässt sich spekulieren, ob das daran liegt, dass sich Sebastian Sturm dieses Mal in die Obhut der erfahrenen, jamaikanischen Produzenten Samuel Clayton jr. und Stephen Stewart begeben hat, die bereits etliche Reggaegrößen begleiteten (Toots & the Maytals, Mutabaruka, Freddy McGregor undundund), oder an der erneut großartigen Begleitband Exil Airline. Die Jungs stärken Sebastian nicht nur mit fantastischem Backgroundgesang den Rücken, und erinnern dabei an legendäre jamaikanische Vokaltrios wie den Mighty Diamonds, Culture, Israel Vibration und vielen anderen, sondern zaubern einen Sound, der den Leadsänger nahezu überflüssig macht. Diese Klasse manifestiert sich im Titeltrack, der ohne Ermüdungserscheinungen mehr als fünf Minuten durchhält. Ebenso meisterhaft gelingt Exile Airline die schwierige Gratwanderung zwischen Offbeat und Ballade im abschließenden „Someone like you".

exil airlineDie ausgezeichnete Band wird offensichtlich auch von anderen in den Vordergrund gestellt, wie die links abgebildete Version des Coverentwurfs zeigt. Ist das tatsächlich nur ein Fehldruck? Die musikalische Qualität der 13 Songs lässt hoffen, dass sich Labelchef Teka Jacks die Bänder noch einmal vornimmt und ein herrliches Dub-Album für uns alle nachschiebt.

Auf den Punkt gebracht: Mit dem Druck und Drang kann es gerne weitergehen, Herr Sturm!

Erscheinung: 2013 (08.11)
Label: Rootdown Records
www.sebastian-sturm.com

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