Richie Stephens - Real Reggae music

Verfasst von Lubi am .

stephens realreggaemusicSollte man darüber nachdenken, „Real Reggae music" zukünftig als anerkanntes Güte-Zertifikat einzuführen?

 

Gerade die Roots-Renaissance, die derzeit aus Jamaika in mächtiger Welle zu uns schwappt, beweist erneut, dass immer noch der Roots-Reggae als der „echte Reggae" gilt. Und wenn der drin ist, kann es ruhig auch drauf stehen.

Die Zeichen der Zeit hat Richie Stephens erkannt. Für sein neues Album hat er sich daher an der großen Schatzkiste der Reggae Musik zu schaffen gemacht und dabei eine Reihe Goldstückchen zu Tage gefördert. Stephens hat für „Real Reggae music" überwiegend auf Riddims zurückgegriffen, die vom jamaikanischen Produzenten Bunny Striker Lee stammen. Der inzwischen 72-jährige Lee begann Ende der 1960er Jahre als Musikproduzent und hat in den Siebzigern die Heydays des Roots mitgeprägt. Seine Studioband The Aggrovators um den genialen Trommler Carl „Santa" Davis erschuf den legendären „flying cymbal sound", der Sänger wie Johnnie Clarke und Cornell Campbell zu Höchstleistungen trieb.

Richie Stephens benutzt nun teilweise die Originalbänder von damals. Und so hört man Richies „Tougher than before" auf dem unvergessenen Ali-Baba-Riddim, der Track „Set it off" fußt auf dem 68er Original von „My conversation" der Uniques, ferner verwurstet Richie Stephens ehemalige Johnnie Clarke Granaten wie „Rock with me Baby" (auf dem FiWi-Rock-Riddim) und macht daraus ein sehr geiles „Murdah" oder nimmt sich „Move out a Babylon" zur Brust, um ein neuzeitliches „Rescue me" zu erschaffen.

Man kann auf „Real Reggae music" stöbern ohne Ende. Der Titeltrack mit Ikone U-Roy reitet auf dem Swing-easy-Riddim von Errol „ET" Thompson aus den Mittsiebzigern. Und auch eine echte Coverversion ist dabei: „No woman nuh cry" performt Richie Stephens in der Art der damaligen Studioversion einschließlich eines Junior-Marvin-Gedenkgitarrensolos.

Diese Archivalien hat sich Richie von höchst beleumundeten Producern der Jetztzeit ins Hier und Heute übersetzen lassen. Leute wie Steely & Clevie, Donovan Germaine und Danny Brownie pimpen das Erbe meist behutsam auf. Nur an wenigen Stellen kleistert die die neue Technik die alten Riddims manches Mal etwas zu, so dass die fliegenden Zimbeln es schwer haben.

Trotzdem: Mit „Real Reggae music" ist Richie Stephens ein großes Album auf der Höhe der Zeit gelungen. Es hat die Steilvorlagen von jungen Künstlern wie Protoje, Busy Signal oder Raging Fyah aufgenommen und der Wiedergeburt des Roots einen weiteren Eckstein hinzugefügt. In dieser Art ist „Real Reggae music" tatsächlich ein Gütesiegel.

Hier der Beweis:

Erscheinung: 2013 (05.07.)
Label: Kingstone Records
Richie Stephens bei myspace

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