Garagenrockiges vom Weißwurstäquator

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It Is SemtexSteckbrief

Name: It Is Semtex
Ort: München
Mitglieder: Felix (Gesang): aus Barcelona, in München seit 9 Jahren; Josef (Gitarre): aus Bogota, in München seit 8 Jahren; Armin (Drums): aus der Nähe von Nürnberg; Florian (Bass): aus Paderborn
Stil: Garagen-Rock, Punk-Rock, 60ies-Rock'n'Roll
Mein erster Eindruck: Geradeaus angeschmutzter, aber sehr melodiöser Gitarrenrock
Anhörtipp: The Rising Hope, Perfect Chance
Erinnert an: Rolling Stones, The Clash

Nachgefragt

Was ist die Geschichte von It Is Semtex?

Josef: Es fing damit an, dass ich zusammen mit Armin in einer anderen Band gespielt habe. Armin kannte Felix, und er hat mal vorgeschlagen, dass wir zusammen eine Band gründen. Irgendwann kam dann Flo dazu, weil er auch gerne mitspielen wollte. Es war eigentlich so eine Hals-über-Kopf-Sache...
Felix: Nee, Armin wollte noch eine Band gründen und hat gemeint, er bringt den Gitarristen mit, das war Josef. Ursprünglich wollten wir auch noch ein Keyboard dabei haben. Das war der Bruder von Flo, der Andi, und der hat gesagt, sein Bruder würde Bass spielen. Wir haben ihn dann gefragt, und er hat gesagt, ja, schaun wir mal. Wir meinten, nix schaun wir mal, du kommst einfach zur Probe. Dann haben wir losgelegt, und so hat's dann angefangen.
J: Zwei Wochen nachdem wir uns getroffen haben, hatten wir schon unseren ersten Auftritt.
F: Bei den Proben haben wir erst so ein paar Coverversionen gespielt, die wir cool fanden, und die alle kannten. Das waren drei Lieder aus unterschiedlichen musikalischen Ecken. Das erste Lied war „Enola Gay", ein Technolied, „Out of Time" von den Rolling Stones und „Have Love, Will Travel" von Richard Berry, das aber durch The Sonics bekannt geworden ist.
J: Und dann kam unser erstes eigenes Lied.
F: Ja, da haben wir so rumgebastelt, so wie wir das immer machen, ich hatte eine Idee und Josef hat es auf der Gitarre probiert, dann haben wir verschiedene Richtungen ausprobiert, dann haben es alle gespielt, und wir hatten unser erstes Lied. Und beim ersten Konzert haben wir drei Coverversionen und ein eigenes Lied gespielt.

Wie kam es, dass ihr so schnell einen Auftritt hattet?

F: Das war ein kleiner Auftritt. Die andere Band, in der Josef und Armin gespielt haben, ist dort auch aufgetreten. Das war alles von Freunden organisiert. Und da war noch ein Slot frei.
J: Es waren insgesamt fünf Bands, die in einem alten Bunkerkeller gespielt haben.

Wann genau habt ihr euch gegründet?

F: Das war im November 2006, und der Gig war im Dezember.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

F: Unsere Musik hat Anleihen vom Rock'n'Roll und 70er Jahre britischem Punk-Rock. Wenn mich Leute fragen, sage ich immer: Wir sind eine Rock'n'Roll-Band.

Wo wir bei Einflüssen sind: Wer kontrolliert oder beeinflusst euer Handeln? Auf eurer MySpace-Seite habt ihr Einfluss so definiert.

F: Es ist ja so: Wir könnten eine Liste machen mit Bands, die mich beeinflusst haben oder Josef oder Flo oder Armin. Unser Problem war von Anfang an, dass keiner alle Bands hätte aufzählen können, die uns beeinflusst haben. Ich z. B. höre so viele verschiedene Stile, dass ich nicht einfach sagen kann: Das sind meine Top 3. Egal ob Klassiker oder moderne Bands: Einflüsse kommen und gehen.
J: Und kontrollieren tut uns niemand, außer wir selbst.

Ich habe euch ja als Vorband von Tokio Sex Destruction gesehen, und ich dachte sofort: Rolling Stones! Als ich euch auf eurer MySpace-Seite angehört habe, fand ich es nicht mehr so extrem, aber live war die Ähnlichkeit schon sehr groß. Dann habt ihr auch noch eins ihrer Lieder, „Under My Thumb", gespielt. Könnte man sagen, dass sie ein Vorbild für euch sind?

F: Nee, eher umgekehrt (lacht). Klar, ich finde besonders ihre frühen Sachen, die eher vom Rhythm & Blues beeinflusst waren sehr gut - auch, wenn sie sich im Vergleich zu dem, was sie danach gemacht haben, etwas primitiv anhören. Ich denke, ihre beste Epoche war Ende der 80er Jahre. Das rockige, das danach kam, sollte eher jeden Geschmack bedienen. Sie haben echt sehr gute Lieder, aber unser Background...
J: ...gibt schon mehr her als nur Rolling Stones.

Auf der Bühne - zumindest als ich euch gesehen habe - hattet ihr alle das Gleiche an. Ist das immer so?

F: Ja.

Und warum?

F: Es ist lustig.
J: Ja, es ist lustig. Und weil wir uns kaum bewegen, hat es auch einen Show-Effekt.
F: Wir sind schon immer  richtig dabei, setzen das aber körperlich nicht so um wie andere Bands. Flo z. B. ist ein Typ, der einfach nur dasteht. Und wenn er dann mal seinen Kopf dreht, dann denken wir: Wow, jetzt ist er total dabei! Außerdem haben die Uniformen so einen altmodischen Charme und zeigen: Wir sind die Jungs von der Band. Und es ist einfacher, weil man sich nicht immer überlegen muss, was man zum Auftritt anzieht (lacht).

Fans welcher anderen Bands finden euch möglicherweise gut?

F: Von den Rolling Stones? (lacht) Ich weiß nicht. Leute, mit denen ich gesprochen haben, die auch andere Bands gut finden, haben gesagt: Mir hat's gefallen. Auch über MySpace gibt es immer wieder Kommentare: Tolle Musik.
J: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil wir bei den Leuten, die unsere Musik gut finden, nicht unbedingt wissen, was sie sonst so hören.
F: Also manche sagen Mando Diao, The Clash...
J: The Cure habe ich auch schon gehört.

Mit welchen Bands wart ihr denn schon auf Tour oder als Vorband dabei? Von Tokyo Sex Destruction weiß ich ja schon.

F: Ja, ursprünglich wollten wir mit denen in mehrere Städte reisen, zumindest in Deutschland. Sie wollten das auch. Beim Booking hat sich aber herausgestellt, dass die Locations schon selbst für die Vorbands gesorgt hatten. Eine andere Band, für die wir als Vorband aufgetreten sind, war Curlee Wurlee.

Habt ihr schon eine Plattenfirma?

F: Nein, haben wir noch nicht. Wir haben nur eine Demo und wollten jetzt eine Single pressen lassen, hatten aber bisher noch nicht die Zeit dazu.

„Radio Moscow" ist eins eurer bekanntesten Lieder, das - so habe ich zumindest gelesen - auch bereits international in Umlauf ist. In Spanien, in den USA etc.

F: Ja, das kam, glaube ich, in beiden Ländern schon mal im Radio.
J: Und auch bei einem italienischen Sender.
F: Auch in Irland, Israel und natürlich in Deutschland.

Wo seht ihr euch selbst idealer Weise in fünf Jahren?

F: Auf einer Yacht...
J: Oder auf der Rolling Stone.
F: Oder auf dem Playboy. Na ja, wir sind einfach so eine kleine Band aus München, manche Leute haben uns gehört und finden uns gut. Wir haben auch schon ein paar kleine Labels angefragt und Booking-Agenturen, aber die Resonanz war bisher noch nicht so groß. Wir machen einfach so weiter: Spielen hier und da...

Semtex ist ja ein Plastiksprengstoff, und bei den internationalen Terroristen steht er auf Nummer eins der Beliebtheitsskala. Wollt ihr musikalischen Terrorismus betreiben, die Szene ein  bisschen aufmischen?

F: Es ist vielmehr der Aspekt von Zündung.
J: Genau, von Energie. Hat jetzt weniger mit Terrorismus zu tun. Dafür hat eine einzelne Band viel zu wenig Einfluss.
F: Ja, wir sind gegen jede Art von Gewalt. Nur für die Liebe (lacht). Körperliche Liebe ist auch gut.

Ah, jetzt bringen wir noch ein bisschen Sex mir rein. Sex sells. Sehr lustig in dem Zusammenhang fand ich auch, dass bei der Musikbeschreibung auf eurer MySpace-Seite unter anderem "religiös" steht (mittlerweile ist das durch Japanischer Pop ersetzt worden). Fact or Fun?

F: Es ist Fact und Fun. Das ändert sich auch immer. Ich setze diese Sachen rein. Irgendwann habe ich gesehen, dass es die Sparte „religiös" gibt, und ich dachte: Garage, Rock, religiös. Wir nehmen uns einfach nicht so ernst. Wir erschaffen uns ein Märchen...
J:...mit unseren Uniformen, unserer Religion.

Der Semtex-Test

Wie heißt die Firma, die Semtex herstellt? (Explosia)

J: Das kommt aus Tschechien.

Sehr gut, damit habt ihr Frage Nummer zwei schon beantwortet.

F: Moment, sie heißt... Stova Fabrika Tschekeslowaka.

Dafür gibt es immerhin einen halben Punk, weil's so kreativ war. In welchem Jahr wurde es erfunden?

F: 1965?

Knapp daneben. Es war 1966. Das ist wieder ein halber Punkt. Von wem wurde es erfunden?

J: Es war auf jeden Fall nicht Alfred Nobel.
F: Nein, was hat er noch mal erfunden?
J: Dynamit.
F: Es muss was mit Sem sein. Nein? Was mit Tex?
J: Vladimir oder Piotr... Ivan?

Stanislav Brebera. Und an welches Land hat Tschechien es als Gegenpart zum amerikanischen C4 verkauft?

J: Die Sowjetunion.

Nein, als Gegenpart gegen das amerikanische C4, das heißt, dass dieses Land auf jeden Fall gegen die USA gekämpft hat.

J + F: Vietnam.

Genau. Glückwunsch: Ihr habt genug Punkte, um euren Namen behalten zu dürfen.


http://www.myspace.com/itissemtex

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